Storytelling und Social Branding – zwei klassische Modeworte in der Kommunikation und PR. Doch sind sie nur ein Trend oder vielmehr die Zukunft? Was haben Veganismus und Influencing gemeinsam? Und wie erfolgsbedeutend sind Authentizität und Persönlichkeit wirklich?
LinkedIn – das Instagram für CEOs
Unter die Beschreibung Influencer fallen heute schon lange nicht mehr nur Instagram-Blogger und YouTube-Stars. Das Influencertum hat mittlerweile auch die Arbeitswelt erobert und immer mehr Mitarbeiter und CEOs werden zu sogenannten „Business Influencern”. Sie nutzen ihre Persönlichkeit und Netzwerk, um die Zielerreichung von Unternehmen zu unterstützen. Es ist ein authentischer Weg, um die Expertise, Qualität und USPs einer Firma zu präsentieren – und so die Chance auf Akquise hochwertiger Kunden zu steigern. Anstelle von Instagram, bewegen sich Corporate Influencer auf Business Netzwerken, allen voran LinkedIn. So ist mittlerweile die Hälfte der 30 Dax-Chefs auf Social Media aktiv. Allen voran Telekom-Chef Tim Höttges mit aktuell knapp 98.000 Followern, VW-Vorstandsvorsitzender Herbert Diess und noch-Siemens-Chef Joe Kaeser.
Alles nur Geschichte?
Influencing bedient sich einer äußerst wirksamen Strategie, dem Storytelling. Günther Wagner, ausgezeichnete Top-LinkedIn-Voice und selbsternannter Innovation-Scout mit 33.579 Followern (Stand heute), sieht im Influencing das evolutionär menschliche Bedürfnis, Geschichten zu erzählen. „Das, was Menschen seit Beginn der Evolution getan haben, sich gegenseitig Geschichten erzählen, Inspiration wecken, andere von eigenen Ideen durch Geschichten überzeugen.“ Digitales Influencing ist seiner Meinung nach dahingehend mehr eine erweiterte Möglichkeit einer eigentlich uralten Tradition der Menschen. „Geschichten erzählen ist keine rein objektive, von Fakten belegbare Kommunikation, sondern eine von Stimmungen, Ideen, emotionalen Beweggründen getriebene Suche nach Menschen, die man mit Geschichten berühren oder betroffen machen will – aus Machtanspruch, aus Anerkennungssuche, aus Angst, aus ästhetischem Enthusiasmus heraus, aus einer starken inneren Vision, … meist aus einem Gemisch aus allem.“ Produkte, Qualität, Ziele und Fakten belegen – aber Geschichten wirken.
Immer erstmal dagegen – Veganismus und Influencing
Vielleicht wird digitales Influencing deshalb von einigen immer noch zu Recht skeptisch und oftmals auch als oberflächlich oder sogar unseriös betrachtet, vor allem, wenn es auf einer zu offenen Bühne, wie dem Internet, stattfindet und nicht nur im eigenen Kreis mit Freunden und Familie. Gibt man zu viel von sich preis? Ist das nicht zu persönlich? Zu selbstdarstellend? Peinlich? Macht man sich angreifbar?
Auch diese natürliche Skepsis lässt sich evolutionär begründen. Menschen waren schon immer zurückhaltend in Bezug auf Neues und Veränderungen. Das erklärt beispielsweise auch, warum im 21. Jahrhundert noch nicht jeder Mensch vegan lebt, obwohl die Vorteile (Ethik, Umweltschutz, Gesundheit, Nachhaltigkeit) dafür allgemein bekannt sind. Indem man persönlich wird, präsentiert man sich authentisch, aber man wird auch angreifbarer/nahbarer, wie das sehr privat gewählte Vegan-Beispiel auf zwei Arten zeigt: Zum einen wird eine persönliche Ansicht geteilt und zum anderen wird das Babbleboard als eine digitale Bühne für diese Ansicht genutzt.
Social Branding mit Persönlichkeit und Authentizität
CEOs und Mitarbeiter unterstellen ihre Ansichten meistens einem unternehmerischen Zweck. Oftmals orientiert sich eine Ansicht an einem allgemeinen Trend, um möglichst viel Zustimmung und Befürwortung zu erhalten. Weiterhin anhaltende Trends für 2021 sind beispielsweise Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Ob ein Trend nun aber als Mittel zum Zweck (weil es nun mal modern ist) eingesetzt wird oder aus eigener Überzeugung gelebt wird, macht die Authentizität eines Menschen aus. Es interessiert uns, persönliche Dinge über einen Menschen zu erfahren. Die Kunden von heute möchten die Menschen kennen, die für ein Unternehmen stehen. Die Reputation eines Unternehmens ist deshalb eng mit der des CEOs verknüpft und umgekehrt. Soziale Netzwerke begünstigen diese Entwicklung. Die USA macht es vor und langsam kommt die Strategie des Social Brandings auch in den deutschen Chefetagen an. CEOs und Mitarbeiter werden zu Influencern und Markenbotschaftern aufgebaut. Sie präsentieren ihr Unternehmen mit nachvollziehbaren, ehrlichen, menschlich berührenden Geschichten in neuer Weise nach außen. Und soziale Netzwerke bieten hierfür die notwendige Sichtbarkeit. Digitalguru Gary Vaynerchuk prophezeit, dass die Relevanz von digitalen Plattformen, und damit die Notwendigkeit diese für sich entsprechend zu nutzen, noch weiter steigen wird.
„Your brand is what other people say about you when you’re not in the room”, sagt Jeff Bezos. Je persönlicher die Statements, je kontroverser die Meinungen, desto höher die Klickzahlen und das Engagement der User. Es geht darum nicht nur positive Erlebnisse und Erfahrungen, sondern auch suboptimale zu teilen. Denn darüber wird Nähe suggeriert. Indem Unternehmen ihre Personal Brand aktiv gestalten und über die Persönlichkeit von CEOs und Mitarbeitern kommunizieren, beeinflussen sie die Art und Weise wie sie wahrgenommen werden.
Resümee: Was bringt es der Welt zu wissen, was ich heute gefrühstückt habe
Influencing ist gefragt, weil es persönlich ist, weil Unternehmen so greifbarer, lebendiger und menschlicher werden. Das ist das, was das digitale Netz verstärkt, das was Menschen bewegt – eine starke Personalisierung, das Gefühl, persönlich angesprochen zu werden – auch wenn das so gar nicht der Fall ist, aber es wirkt. Für Kunden stellt ein Unternehmen nicht mehr nur ein Warenlager oder eine Dienstleistung da, welche man gegen Geld bedienen kann, sondern man entwickelt ein Community-Image, einen wirksamen Weg zwischen Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern. Unternehmen können durch den engen Kontakt Trends, Probleme und Herausforderungen besser wahrnehmen und schneller darauf reagieren, indem sie sich für wirklich bahnbrechende neue Lösungen einsetzen.
Bezugnehmend auf den Titel dieses Textes: In gewisser Weise sind wir alle Influencer unseres Business, ob wir wollen oder nicht und sofern wir auf sozialen Plattformen unterwegs sind. Indem wir uns darstellen, positionieren wir unsere eigene Reputation. Mit dem Vegan-Beispiel habe ich versucht zu „influencen“ und das Ganze unter den Auftrag meines Jobs zu stellen. Dabei bin ich wahrscheinlich recht authentisch rüberkommen und auch ein bisschen kontrovers. Das soll ja angeblich erfolgsversprechend sein beim Influencen … Also, vielleicht feiern Sie Ostern ja dieses Jahr anstatt mit einem Lammbraten mit einem Grünkohlkotelett? Und achja, vergessen Sie nicht, dies auch angemessen zu kommunizieren.
Nachhaltigkeit und Storytelling sind im Trend. Wir können Ihnen dabei helfen.
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