Die re:publica 17 ruft zur digitalen Zivilcourage auf

9.000 Teilnehmer aus über 70 Ländern, 1.000 Sprecher und über 500 Stunden Programm an drei Tagen in einer Themenbreite, die ihresgleichen sucht: von Mobility & City über Business & Work bis hin zu Politics & Society und science:fiction. Es gibt reichlich zu diskutieren im digitalen Zeitalter. Und die re:publica 17 hat gezeigt, dass es noch viel mehr zu tun gibt – im Internet und erst recht draußen in der „realen“ Welt mit Fake News, Trump, Hasskommentaren, Digitalisierung und Datenschutzfragen in allen Lebens- und Arbeitsbereichen.

Einen roten Faden zu finden, war also gar nicht so einfach. Die Veranstalter haben sich in diesem Jahr für das Motto „Love out Loud“ entschieden und zur digitalen Zivilcourage aufgerufen. Was auf den ersten Blick sehr pathetisch klingt, mündete in sehr interessanten Vorträgen zu konkreten Ansatzpunkten wie der Digital News Initiative. Im Rahmen dieser Initiative fördert Google Technologieprojekte von Publishern – für Qualität im Journalismus und gegen Falschmeldungen. Von dem 150-Millionen-Dollar-Fördertopf profitieren aktuell Projekte der Deutschen Welle oder dem Tagesspiegel, und zwar komplett ohne inhaltliche Einmischung von Google, wie die Projektverantwortlichen betonten.

Wie die Digitalisierung positive Impulsefür Arbeit und Gesellschaft liefern kann, zeigten Referenten von Daimler, IBM oder unserem Kunden T-Systems: Wie sieht die smarte Stadt der Zukunft aus? Wie lassen sich KI und Chatbots praktisch einsetzen? Und wie können wir alle künftig flexibler zusammenarbeiten? Keine Frage: Die Innovationen sind da, aber um die Vorteile der Digitalisierung auch wirklich nutzen zu können, brauchen wir auch überall Internet. Und da hinkt Deutschland noch immer hinterher – ironischerweise war man selbst auf der re:publica bei weitem nicht überall online.

Besonders spannend fand ich außerdem die Vorträge des Mathematikers Gunter Dueck und der Kognitionswissenschaftlerin Elisabeth Wehling. Wer sich auch nur ansatzweise in die Themengebiete der beiden einarbeitet, weiß sofort, was aktuell in der digitalen Kommunikation schiefläuft, und warum Akteure wie Trump so gut ankommen: Der US-amerikanische Präsident beherrscht es wie kein zweiter, lautstark für Aufmerksamkeit zu sorgen oder seine Gegner durch Negativmetaphern schlecht aussehen zu lassen.

In den Kommunikationsabteilungen fragt man sich daher: Zu welchen Mitteln müssen Unternehmen online nun greifen, wenn sie in diesen harten Zeiten mithalten möchten, gleichzeitig aber nicht ihre gute Reputation aufs Spiel setzen wollen? Wir werden uns deshalb in weiteren Babbelboard-Artikeln ausführlicher mit Konzepten wie „Frames“ und Pseudodebatten beschäftigen. Also immer mal wieder vorbeischauen und nicht vergessen: Love out Loud!