Ein Dreiklang aus Messe, Konferenz und Networking-Event mit 360-Grad-Blick auf die Digitalisierung von Unternehmen, Verwaltung und Gesellschaft – so wurde das neue Konzept der CEBIT angepriesen. Die vier Plattformen d!conomy, d!tec, d!talk und d!campus sollten die Elemente Business, Gründerszene, Know-how-Transfer und Networking harmonisch zu einer runden Veranstaltung verbinden. Die CEBIT sollte Festival-Charakter bekommen und warb mit Live-Acts und Chill-Out-Areas. Wir waren vor Ort um zu sehen, wie gut das funktioniert.
Es wurde aber auch Zeit
Die CEBIT befand sich auf dem absteigenden Ast: Seit zehn Jahren sanken Aussteller- und Besucherzahlen stetig und der ehemals trendige Publikumsmagnet entwickelte sich zu einer mau besuchten Fachmesse. Im letzten Jahr entschied die Deutsche Messe dann, das Event komplett neu aufzurollen und mit neuem Konzept, neuem Selbstverständnis und neuem Termin im Sommer ab 2018 wieder durchzustarten.
Revolution oder alter Wein in neuen Schläuchen?
Das Positive zuerst: Dieses Mal funktionierte der Messezutritt per QR-Code direkt vom Smartphone reibungslos – das war in den letzten Jahren durchaus nicht immer so. Nach dem Eintritt kam die erste Ernüchterung, denn das erhoffte Festival-Feeling stellte sich erst einmal nicht ein. Hinter dem Nordzugang befindet sich Halle 17. Betritt man diese auf der innovativen neuen CEBIT findet man das vor, was man auch aus den letzten Jahren kennt: Messestände unterschiedlicher Anbieter, bestückt mit Informationsmaterial und Vertriebsmitarbeitern. So weit, so gut. Etwas ernüchternd, wenn man auf ein Business-Festival eingestellt ist. Aber es sollen ja auch nach wie vor Geschäfte gemacht werden, also muss es dafür selbstverständlich den entsprechenden professionellen Raum geben. Auf den Außenflächen lockt dann das angekündigte legere Rahmenprogramm: unter anderem Sonnenliegen, Riesenrad, Parcours und Live-Musik. Eine schöne Idee, allerdings tagsüber sehr dünn besucht. Gegen Abend kommen dann zahlreiche zusätzliche Besucher, um die Auftritte der Live-Acts wie Mando Diao, Jan Delay und weitere zu genießen. Und zwar mutmaßlich, um ausschließlich die Konzerte zu erleben. Aber ist das im Sinne des Erfinders? Und im Sinne der Aussteller und Sponsoren, die große Teile ihrer Marketing-Budgets in ihre Auftritte gesteckt haben, um Leads zu generieren und in ihren Zielgruppen sichtbar zu sein?
Wolkig mit Aussicht auf Veränderung
Die angesprochenen Aussteller, Redaktionen und Besucher sind sich weitestgehend einig: Das neue Konzept der CEBIT hat nicht so grandios eingeschlagen, wie man es sich gewünscht hätte. Ob es am durchwachsenen Wetter lag, dass die Lounge-Areas, der Mountainbike-Track und das Riesenrad nicht intensiv besucht waren oder schlicht an Desinteresse, ist schwer zu sagen. Ein Herr im Anzug, der sich mit Smartphone am Ohr genervt abwendete um sein Gespräch in Ruhe führen zu können, als der Soundcheck von Jan Delay auf der Hauptbühne begann, war für mich persönlich ein Symbolbild der diesjährigen CEBIT. Vielleicht gehen Business und Festival einfach nicht so optimal und reibungslos zusammen, wie der Veranstalter es sich vorgestellt hatte. Es bleibt also abzuwarten, wie das Event sich in den nächsten Jahren entwickelt.